Lärchen

Lärchen sind besonders wegen ihrer Wuchsleistung und dem Züchtungsvorlauf für eine Züchtung mit dem Ziel der Qualitätssicherung von forstlichem Vermehrungsgut erfolgversprechend. Eine Etablierung von Samenplantagen und Familien soll hierbei im Vordergrund stehen.

Ziel der Züchtungsarbeiten bei der Europäischen Lärche (Larix decidua) ist die Bereitstellung von Vermehrungsgut, welches sich durch weit überdurchschnittliche Stammform, überdurchschnittliche Wuchsleistung sowie überdurchschnittliche Stabilität (hohe Überlebensrate, hohe Anpassungs- und Regenerationsfähigkeit) bei ausgesprochener Krankheitsresistenz (Lärchenkrebs, Nadelschütte) und sehr guter Holzqualität auszeichnet.

Die Züchtungsziele können durch mehrere, parallel durchzuführende Schritte erreicht werden. Ein erster unmittelbarer Schritt ist eine Evaluierung vorhandener Provenienzversuche und Bestandes-Nachkommenschaftsprüfungen sowie des zugelassenen Ausgangsmaterials (Erntebestände, Samenplantagen) einschließlich Klonsammlungen in Hinsicht auf die genannten Ziele am besten geeigneten Einheiten. In diesem Zusammenhang wird ebenfalls der Zustand der bereits vorhandenen Samenplantagen geprüft. In Abhängigkeit von den Ergebnissen werden Konzepte zur Pflege bzw. zum Ersatz vorhandener Samenplantagen erarbeitet. Bei nicht bekanntem Ursprung wird eine Inventarisierung der zugelassenen Erntebestände mit geeigneten molekular-genetischen Markern und deren Zuordnung zu einem bestimmten Ursprungsgebiet durchgeführt.

Einzelbäume der Europäischen Lärche besitzen eine sehr große und nicht zu ersetzende Bedeutung für Züchtungsprogramme sowohl innerhalb der Art als auch zur Erzeugung von Hybridlärchen. Zur langfristigen Sicherstellung der genetischen Ressourcen für die Züchtungsprogramme ist daher der Aufbau von mind. zwei Zuchtpopulationen je Verwendungsgebiet auf Grundlage bestehender Klonsammlungen und Auslesearbeiten in bestehenden Versuchsanlagen und Erntebeständen erforderlich. Besonders geeignet sind Klone, deren Erbwert bzw. Kombinationseignung bereits in Nachkommenschaftsprüfungen nachgewiesen wurde. Zur nachhaltigen Erhaltung der genetischen Ressourcen ist die Anlage von Klonarchiven als Doppelsicherung an anderem Ort erforderlich.

Um das Spektrum an Vermehrungsgut mit großer Leistungsfähigkeit, hervorragender Stammform und hochwertiger Holzqualität zu erweitern, werden Europäische Lärchen-Klone mit guter Wüchsigkeit und Klone mit sehr guten Schaftformen, die aus verschiedenen Arealteilen stammen, miteinander gekreuzt. Dabei sind in Zukunft Merkmale der Resistenz gegenüber Frost und Trockenheit sowie der physikalischen und chemischen Holzqualität verstärkt in die Züchtungsprogramme mit einzubeziehen.

Hybrid-Lärchen zeigen auf einem breiten Standortsspektrum bessere Wuchsleistungen als die Europäische bzw. die Japanische Lärche (L. kaempferi). Die Züchtungsarbeiten sollen für zwei Verwendungsgebiete erfolgen. Die Züchtungsarbeiten bei der Hybrid-Lärche haben für das Tief- und Hügelland zwei unterschiedliche Zielsysteme: Für die energetische Verwendung ist die Verbesserung der Merkmale Wuchsleistung und Biomasseproduktion bei hoher Standorts- und Stresstoleranz für die Produktion von Holz in kurzen Zeiträumen von entscheidender Bedeutung. Für die stoffliche Nutzung spielt andererseits die Verbesserung der Merkmale Holz- und Stammqualität sowie Stresstoleranz bei hoher Lärchenkrebsresistenz für die Produktion von Holz in mittleren bis langen Zeiträumen eine wichtige Rolle. Für das Bergland stehen die Ziele Stammqualität, Wuchsleistung bei hoher Stresstoleranz und Lärchenkrebsresistenz im Vordergrund.

Für die weitere züchterische Bearbeitung der Hybrid-Lärche bietet die Kombination von Kreuzungszüchtung mit rekurrenter Selektion die größten Chancen zur kurzfristigen Erhöhung der Holzproduktion. Die bei den Züchtungsinstitutionen vorhandenen Nachkommenschafts-/ Familien­prüfungen und Klonsammlungen werden in einem ersten Schritt gesichtet. Sie werden in Hinsicht auf ihre Eignung für weitere Züchtungsarbeiten unter den Aspekten einer energetischen und stofflichen Nutzung der Züchtungsprodukte geprüft. Ziel ist es, die am meisten versprechenden Nachkommenschaften/ Klone für eine nachhaltige Steigerung der Holzproduktion zu ermitteln. Neben Wachstums-, Qualitäts- und Resistenzmerkmalen sind adaptive, physiologische und anatomische Merkmale mit einzubeziehen, um die Anpassungsfähigkeit des untersuchten Materials an den Klimawandel und die Toleranz gegenüber klimatischen Extremereignissen erfassen zu können. Die Evaluierung schließt eine quantitativ-genetische Analyse der vorhandenen Daten zur Ermittlung der allgemeinen und speziellen Kombinationseignung von verwendeten Elternbäumen ein.

Bereits vorhandene Hybrid-Lärche-Nachkommenschaften werden systematisch bundesweit auf allen relevanten Standorten für den Lärchenanbau zur Erarbeitung konkreter Anbauempfehlungen unter Berücksichtigung des Leistungs- und Qualitätspotentials sowie des Resistenz- und Anpassungsverhaltens an den Klimawandel geprüft.

Für die Erschließung neuer Züchtungspotentiale, die Verbreiterung der genetischen Basis und letztendlich um die Anzahl Markt verfügbarer Hybrid-Lärchen-Nachkommenschaften deutlich zu erhöhen, sind mehrere Schritte zur weiteren züchterischen Bearbeitung vorgesehen.

Aufbauend auf den Ergebnissen der Evaluierung werden gezielte Kreuzungen zwischen Klonen der Europäischen und Japanischen Lärche mit guter allgemeiner Kombinationseignung, aber auch mit Klonen, deren Kombinationseignung noch nicht bekannt ist, durchgeführt. Qualitativ und quantitativ herausragende Hybrid-Lärchen-Individuen werden auf Grundlage von In-vitro-Vermehrungsverfahren, die sich in Entwicklung befinden, kloniert und vermehrt.